Schon der Bischof von Straßburg, Kardinal Armand Gaston de Rohan hat im Jahre 1726 sämtlichen Einwohnern und bäuerlichen Untertanen des Amtes Oberkirch hat das Brennen von Kirschen zum Eigengebrauch gestattet.
Der Kirschenanbau im Acher- und Renchtal wurde ab dieser Zeit empfohlen und gefördert. Diese Förderung hatte den Hintergrund den Landwirten eine Einnahmequelle zu sichern, die wirtschaftliche Situation zu verbessern und nicht zuletzt eine zusätzliche Einnahmequelle über die Steuerabgabe zu erreichen.
Somit war schon zur damaligen Zeit die Bedeutung der Klein- und Obstbrenner sowohl für die Einnahmen der Landwirte und der Obrigkeit, als auch für Bildung und Erhaltung einer gepflegten Kulturlandschaft von erheblicher Bedeutung.
Dies hat sich bis zum heutigen Tag nicht geändert.
1945 nach dem Krieg gab es noch rund 45.000 Klein- und Obstbrenner im Süddeutschen Raum. Heute hat sich die Zahl auf unter 22 000 Brenner verringert. Davon sind alleine in Baden rund die Hälfte - mit ca. 10.000 Brennern zuhause.
Mit über 6.000 Klein- und Obstbrennern liegt das Zentrum im Ortenaukreis
Die Verwertung über den Brennkessel hat für die Brennerei- und Stoffbesitzer eine nicht unwesentliche wirtschaftliche Bedeutung und entlastet auch den unter Überproduktion leidenden Obstmarkt.
Gleichzeitig besteht die Möglichkeit Obst von Streuobstwiesen, welches nicht mehr den Ansprüchen der modernen Konsumenten entspricht, einer sinnvollen Verwertung zuzuführen. Aus den Wirtschaftszweigen (Frischobstmarkt und Brennerei) hat sich im Ortenaukreis eine besondere Kulturlandschaft gebildet. Diese kann weitestgehend nur durch das zusätzliche Obstbrennen der ansässigen Landwirte erhalten werden.
Gerade die Streuobstwiesen sind ein ökologisch sehr wertvoller Teil unserer Landschaft.
Sie bieten nicht nur vielen vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten ein Zuhause, sondern garantieren auch den Erhalt von seltenen Obstsorten.
Die Streuobstwiesen in ihrer ursprünglichen Form, werden nur bei einer auch ökonomisch sinnvollen Verwertungsmöglichkeit des erzeugten Obstes weitergepflegt und erhalten werden. Hier leisten die Kleinbrenner, wie auch auf vielen anderen Gebieten, wertvolle Arbeit.
Die Gründung, die Entwicklung, die Personen.
Die Gründung des Verbandes war nach dem Kriege notwendig geworden, damit die Kleinbrenner und Stoffbesitzer ihre Arbeit in der Brennerei wieder aufnehmen konnten. In der damaligen schwierigen Zeit gab es schon von vielen Seiten Bemühungen, die Rechte der Klein- und Obstbrenner zu beschneiden und dadurch eine Abschaffung dieser Sonderrechte zu erreichen.
Am 21.5.1946 anlässlich einer Besprechung mit der Militärregierung zeigte sich, dass man damals mit der Existenz der Kleinbrenner schon gar nicht mehr rechnete.
Das gesamte Brennobst sollte an einige wenige große Brennereien geliefert werden.
Bei Nichterfüllung dieses Gesetzes solle eine Beschlagnahme der Maische erfolgen.
Dies konnte jedoch ebenso wie die Gründung einer Genossenschafts- bzw. Gemeinschaftsbrennerei verhindert werden. Diese Gemeinschaftsbrennerei sollte vor allem die Kontrolle vereinfachen, da zur damaligen schwierigen Zeit den Kleinbrennern vermehrt Schwarzbrennen vorgeworfen wurde.
Am 29.03.1946 trafen sich daher beim Bürgermeister von Achern
folgende Kleinbrenner zur Neugründung eines Kleinbrennerverbandes:
Roth Otto, -Bürgermeister von Oppenau
Ziegler Xaver, -Landwirt Oberkirch-Wolfhag
Huber Josef, -Löcherhansenhof Bad Peterstal
Treyer Ludwig, -Bürgermeister von Ibach
Seiter Georg, -Neuweier
Knopf Karl IV, -Obsthändler Neuweier
Herr Alfons, -Bürgermeister Fautenbach
Schindler Alois, -Fautenbach
Morgenthaler Wendelin, -Bürgermeister Achern
Kühner Eduard, -Bürgermeister Sasbach
Rechtsanwalt Heitz, -Offenburg (vorgesehen als Syndikus)
Der Sinn und Zweck des Verbandes wurde wie folgt formuliert:
1) Vertretung der Kleinbrenner gegenüber den Behörden
2) Wahrung der Rechte der Kleinbrenner.
3) Förderung und Beratung der gesamten Angelegenheiten der Mitglieder.
4) Regelung der Abgabesätze mit dem Monopolamt.
5) Zusammenarbeit mit der Edelbranntweinstelle als Sammelstelle mit Befugnissen der Oberkontrolle.
6) Vorschlag zur Branntweinsteuer bei Steuerfreiheit des Abgabesolls und Steuerfreiheit zur weiteren Ablieferungsmöglichkeit.
7) Einführung einer erhöhten Branntweinsteuer bei Nichtablieferung.
8) Zusammenarbeit mit den Militärregierungen zur Vermeidung von weiteren Plünderungen und der Möglichkeit der raschen Abstellung etwaiger Vorkommnisse.
9) Herabminderung der "Unfälle" durch Kontrolle der Überwachung.
Aufgrund dieser ersten festgesetzten Richtlinien wurde eine Satzung erstellt und der Militärregierung vorgelegt.
Am 29.08. 1946 lag trotzdem die Genehmigung zur Neugründung des Verbandes noch nicht vor. Somit wurde nach erneuter Vorstellung bei der Militärregierung die Satzung 40-fach in französischer und deutscher Sprache nochmals vorgelegt.
Am 04.09.1946 erfolgte die Genehmigung zur Gründung eines Kleinbrennerverbandes in der französischen Besatzungszone.
Unsere Geschäftsstelle:
1945 hatte der Verband seinen Sitz in Oppenau.
1950 wurde einer Bürogemeinschaft mit dem Bundesverband gebildet und die Verbandsgeschäftsstelle ist nach Offenburg umgesiedelt.
Anfang 1995 kehrte diese wieder zusammen mit dem Bundesverband
an ihre Ursprünge nach Oppenau zurück. Im Jahr 2012 ist der Badische Verband dann nach Appenweier umgezogen. Die Geschäftsstelle des Bundesverbandes befindet sich in Karlsruhe.
Die Vorsitzenden :
1945 - 1973 Eduard Kühner, Sasbach
1973 - 1991 Dr. Isidor Früh, Sasbach
1991 - 1995 Prof. Dr. Bernhard Friedmann, Ottersweier
1995 - 2009 Siegfried Hornung, Ravenstein-Ballenberg
2009 - heute Ulrich Müller, Fischerbach
Die Geschäftsführer:
1946 - 1980 Karl Erdrich
1980 - 1993 Gerald Erdrich
1993 - heute Klaus Lindenmann